Kommentar: Hannover Messe wegen Coronavirus verschoben

Die Absage der Hannover Messe für April ist ein schwerer Schlag: für die Industrie, der ihr weltweit größtes Branchentreffen verloren geht, für die Deutsche Messe als Ausrichter, aber nicht minder für den Austragungsort Hannover. Damit wird die Aufregung um das Coronavirus spürbare Folgen im Alltag haben. Denn die Verschiebung der Leitmesse betrifft nicht nur die ohnehin gebeutelte Messe AG, sondern Hunderte weitere Unternehmen in der Region. Den Hotels und Gaststätten, dem Taxigewerbe, den Messebauern und anderen Dienstleistern gehen wichtige Umsätze verloren, die sie dringend benötigen. Das wird sich spürbar auf die Gewerbesteuereinnahmen der Stadt auswirken, mit der bislang viele Wohltaten finanziert werden.

Neuer Termin für Hannover Messe: Player haben langen Vorlauf

Wenn die Deutsche Messe den Rhythmus für ihr stärkstes und traditionsreichstes Aushängeschild unterbricht, dann gilt zwar zunächst: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Wer aber glaubt, dass ein verlegter Messetermin auch nur annähernd die Strahlkraft des Originaltermins erreichen wird, der irrt. Weltweit steht diese Messe mit langem Vorlauf in den Terminkalendern der wichtigen Player und Besucher. Viele von ihnen werden sich schwertun mit einem Ausweichtermin.

Die Industriemesse macht rund ein Viertel am Gesamtumsatz der Deutschen Messe AG von jährlich etwa 330 Millionen Euro aus. Noch weiß keiner, wie viel Geld der Ersatztermin in die Kassen spülen wird. Für die beiden Anteilseigner, die Stadt Hannover und das Land Niedersachsen, wird der Ausfall aber spürbar sein. Und nicht minder für die Messegesellschaft, die erst vor zehn Jahren eine 250-Millionen-Euro Finanzsspritze vom Steuerzahler brauchte und die laufenden Einnahmen dringend für ihre Neuausrichtung benötigt.

Die Welt muss den Coronavirus in den Griff bekommen

Und trotzdem ist die Absage der richtige Schritt. Hunderte Messen weltweit sind abgesagt oder verlegt wegen des Coronavirus, zuletzt der Autosalon in Genf und die Leipziger Buchmesse. Nicht nur aus epidemiologischen Gründen. Eine Großveranstaltung, die der Kommunikation und dem Austausch dient, kann nicht funktionieren, wenn alle Teilnehmer Angst vor Ansteckung haben.

Im Moment bleibt nur die Hoffnung, dass die Welt die Ausbreitung des Virus bald in den Griff bekommt und der Ausweichtermin der Hannover Messe nicht zum Flop wird. Die Industrie braucht diese Messe, der Veranstalter braucht sie – und Hannover braucht sie auch.

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Von Conrad von Meding