Hannover (dpa/lni) – Nach dem Ausbruch des neuartigen Coronavirus in Niedersachsen sind derzeit vier Menschen nachweislich infiziert. Die Patienten und ihre Kontaktpersonen sind in häuslicher Quarantäne. Neu bestätigt wurden zwei Fälle, je einer im Landkreis Ammerland und im Kreis Cuxhaven, sowie ein weiterer Fall in Uetze. Außerdem wurden zwei weitere Menschen in Bremen positiv auf das neue Virus getestet. Damit erhöhte sich deren Zahl in Bremen auf insgesamt drei.
Lukas Fuhrmann, Sprecher der Bremer Gesundheitssenatorin, teilte am Dienstag mit, dass es sich bei einem der beiden Fälle um einen Fernfahrer handele. Er werde im Klinikum Bremen-Ost versorgt. Sieben Kontaktpersonen seien in häuslicher Quarantäne, teilte die Pressestelle des Senats am Abend weiter mit. Der zweite neue Fall sei ein Mann, der nach der Rückkehr aus dem Skiurlaub in Südtirol über Symptome geklagt habe. Er, seine Frau – die ebenfalls Symptome zeige – sowie acht Kontaktpersonen befänden sich in Quarantäne. Das Testergebnis der Frau stehe noch aus. Einen ersten Fall gab es in Bremen am Wochenende.
In Niedersachsen wurde das Virus bei einem 21-Jährigen aus dem Landkreis Ammerland festgestellt. Dieser habe die vergangenen Tage bei seiner Mutter in Oldenburg verbracht, teilte das niedersächsische Gesundheitsministerium mit. Der junge Mann, dessen Alter zunächst mit 20 Jahren angegeben worden war, und seine Mutter (56) seien in häuslicher Quarantäne, wie auch zwei weitere Kontaktpersonen. Auch wurde bekannt, dass ein Mann aus dem Landkreis Cuxhaven an der neuen Krankheit Covid-19 leidet. Hintergrund ist laut Landkreis eine Reise nach Norditalien. Der Mann, dessen Alter zunächst unklar blieb, sei in häuslicher Quarantäne, seine Frau als Kontaktperson ebenso.
Am Wochenende war die erste Infektion mit dem neuartigen Coronavirus in Niedersachsen bekanntgeworden. Ein 68 Jahre alter Mann aus Eltze in der Gemeinde Uetze (Region Hannover) hatte sich offensichtlich während einer Busreise nach Südtirol angesteckt. Am Dienstag bestätigte sich Behördenangaben zufolge auch eine Infektion mit neuerartigen Corona-Virus bei einer Kontaktperson des 68-Jährigen, die aber keine Symptome aufweise.
Kontaktpersonen von Patienten oder Reiserückkehrer aus Risikogebieten mit entsprechenden Symptomen sollten isoliert und so schnell wie möglich auf das Virus getestet werden, sagte Gesundheitsministerin Carola Reimann. Im Falle einer Ansteckung würden die entsprechenden Kontaktpersonen ermittelt. Trotz der bislang bestätigten Fälle zirkuliere das Virus in Niedersachsen weiterhin nicht, betonte die SPD-Politikerin.
Ersten Erkenntnissen zufolge hatte der 21-Jährige aus dem Landkreis Ammerland in Palenberg bei Heinsberg in Nordrhein-Westfalen Karneval gefeiert und sich vermutlich dort angesteckt. Nach Angaben des Landkreises gibt es dort sechs weitere Kontaktpersonen. Der junge Mann werde medizinisch intensiv betreut, sein Zustand sei gut. Auch in diesem Fall habe ein privates Labor den Test übernommen und das Gesundheitsamt informiert, teilte das Gesundheitsministerium mit. Die Behörden seien auf der Suche nach Kontaktpersonen des Patienten.
“Diese werden dann ebenfalls unter Quarantäne gestellt und bei auftretenden Symptomen getestet”, erklärte Reimann. “Dieses Verfahren hat sich in der Region Hannover seit dem letzten Samstag bewährt.” In fast allen Bundesländern gibt es inzwischen nachgewiesene Infektionen mit dem neuen Coronavirus. Vor allem in Nordrhein-Westfalen gibt es viele registrierte Ansteckungen mit dem Sars-CoV-2 genannten Erreger.
Doch nicht jeder Infizierte erkrankt. Die Mehrheit der Betroffenen hat Erkältungssymptome oder gar keine Beschwerden. Schwerere Krankheitsverläufe entwickeln nach den bisherigen weltweiten Erkenntnissen bis zu 15 Prozent der Betroffenen. Häufig sind darunter alte Menschen und Patienten mit Vorerkrankungen. Die Isolation der Betroffenen und die Suche nach Kontaktpersonen erfolgt, damit sich die Ausbreitung des Virus verlangsamt. Ziel ist, möglichst viel Kapazität im Gesundheitssystem zu erhalten. Für die allermeisten Kinder ist das neue Virus nach Angaben des niedersächsischen Landesverbandes der Kinder- und Jugendärzte keine große Gefahr.
Um Arztpraxen zu entlasten, sollen in Niedersachsen regionale Testzentren eingerichtet werden. Diese sollten eigentlich bis Ende der Woche die Arbeit aufnehmen – das sei aber wohl nicht möglich, sagte ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen. Das größte Problem sei fehlende Schutzkleidung – ohne Schutzkleidung drohten Ärzte auszufallen und in Quarantäne geschickt zu werden.
Die Deutsche Messe AG verschob wegen des Erregers zwei für März geplante Branchentreffen in Hannover – sowohl die Halal-Messe für islamkonforme Produkte als auch die IT-Messe Twenty2X sind betroffen.